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Gefässchirurgie 2004; 8:

Die chirurgische Therapie des Kindbettfiebers ausgangs des 19. Jahrhunderts
- Ligaturen der Vv. spermatica und hypogastrica
nach Trendelenburg -

von W. Hach und Viola Hach-Wunderle


In der ersten Hälfte des 19. Jahrhundert breitete sich das Kindbettfieber fast zu Epidemien aus und führte so gut wie immer zum Tode. Die Ursache lag in der Errichtung von Gebäranstalten an den großstädtischen Krankenhäusern und der Einführung von routinemäßigen Autopsien in den Tätigkeitsbereich des Arztes und Geburtshelfers. Im Pariser Hôtel Dieu und an der Ersten Wiener Gebärklinik starben nahezu fast jede dritte Patientin an der puerperalen Sepsis. Hier beginnt das tragische Schicksal des Gynäkologen Ignaz Semmelweis, der die Übertragung von Eiter- und Leichenteilen durch die ärztliche Untersuchung während der Entbindung erkannte.

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts kam die Puerperalsepsis zwar seltener vor, verlief aber ebenso dramatisch wie früher. Als Ausgangspunkt der Pyämie wurde zunächst eine septische Thrombophlebitis der V. ovarica angesehen. Die Unterbindung des Gefäßes hat die tödliche Prognose der Krankheit jedoch nicht ändern können. Anhand von Sektionen stellte Trendelenburg dann fest, dass die V. iliaca interna bei der Verschleppungspyämie eine viel größere Rolle spielte. Er nahm daraufhin die Ligatur dieser Vene vor. Der lange Krankheitsverlauf einer komplikationsreichen Infektion ging durch die Operation glücklich aus.

Die Trendelenburg´sche Ligatur und Resektion der Vv. ovarica und iliaca interna wurden in der Regel mit der Hysterektomie kombiniert. Der große Eingriff bei den schwerstkranken Wöchnerinnen fand in den folgenden Jahrzehnten sowohl Zustimmung als auch Ablehnung. Die meisten Operationen vermochten aber nicht, das Leben der Patienten zu retten. Immer wieder ist in den Arbeiten von tragischen Schicksalen zu lesen. Gegen die puerperale Pyämie waren die Ärzte vor Erfindung der Antibiose so gut wie machtlos.


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